Von denen, die keiner haben wollte

Chronisch kranke und scheue Katzen

Wie man einen Scheukater zum Tierarzt bekommt, und noch mal Forl

Theoretisch hatte ich schon sehr viel darüber gelesen, wie man eine scheue Katze am besten in eine Transportbox befördert. Richtig vorbereitet hat mich das trotzdem nicht, als es dann so weit war.

Zum einen gibt es das Boxentraining, das in dem Buch „Tierarzttraining für Katzen“ von Christine Hauschild erklärt wird. Das hat aber mit Bishop nie richtig funktioniert. Der ist nicht verfressen genug und prinzipiell sehr sehr misstrauisch. Außerdem muss er, wie sich dann rausstellte, schon seit einer Weile Zahnschmerzen gehabt haben, was Fressen ja nicht gerade positiver macht. Ebenfalls Forl, weil eine Katze damit ja noch nicht genug ist.

Das alles resultierte auf jeden Fall darin, dass wir im Sommer einen Kater hatten, der praktisch nicht mehr fressen wollte. Und den man irgendwie zum Tierarzt bekommen musste. Alles, was ich über das Einfangen von Scheukatzen gelesen habe, hat nichts genützt. Am Ende musste jemand vom Tierheim kommen und uns helfen. Die brauchte fünf Minuten, um ihn einzufangen, und meinte dann: „Och, der war ja lieb.“

So ist das Leben.

Aber vielleicht hilft es ja irgendwem, wenn ich aufschreibe, was wir falsch gemacht haben.

Also, das Prinzip geht so: Man nimmt ein Handtuch oder eine Decke und befördert die Katze in einen Raum, in dem es nicht allzu viele Verstecke gibt. Dabei bewegt man sich langsam und ruhig. Ebenso langsam und ruhig geht man der Katze mit dem Handtuch in der Hand hinterher, bis sie in einer Ecke sitzt. Dann stülpt man das Handtuch über die Katze. Wichtig: Nicht werfen. Das Handtuch wird als Barriere wahrgenommen. Man kann sich der Katze damit langsam näher, und sie wird nicht einfach durchrennen. Es ist, als hätte man da kein Hantuch, sondern eine mobile Wand.

Sobald das Handtuch über der Katze ist (der Kopf muss bedeckt sein), drückt man sie runter. Das habe ich falsch gemacht. Man nimmt sie nicht gleich hoch, wie ich das versucht habe. Man stopft das Handtuch möglichst um sie herum fest und nimmt sich die Zeit, einen richtig sicheren Griff zu finden. Wenn man sie runterdrückt und dadurch, dass das Handtuch über ihrem Kopf ist, hält sie dabei still. Dann erst hebt man sie in die Transportbox, die offen bereitstehen sollte.

Bishop hatte dabei ganz schreckliche Angst, und ich hoffe sehr, dass wir das so bald nicht noch mal machen müssen. Aber es gibt auch eine gute Nachricht. Nach mehreren Tagen bei Tierarzt, in denen er alle Backenzähne gezogen bekommen musste, kam er wieder heim, rannte auf mich zu und köpfelte meine Hand an.

Seitdem lässt er sich anfassen und genießt es sehr, wenn man ihn streichelt.

bishstreicheln

Das passiert bei der Entwicklung von Scheukatzen wohl öfter. Bishop hat sich vorher schon daran gewöhnt, dass eine Hand nichts Böses ist. Er hat Leckerlis aus der Hand genommen, und manchmal konnte man ihm leicht über die Seite streichen, auch wenn er dabei nervös geguckt hat. Ein Schockerlebnis sorgt in so einem Fall wohl öfter dafür, dass ein endgültiges Umdenken stattfindet.

Allerdings merkt man Bishop sein Scheukaterdasein noch an. Man muss bestimmte Rituale beim Streicheln einhalten, und manchmal wird er dabei noch nervös und rennt weg. Aber ansonsten schnurrt er sehr laut dabei, und er kommt auch von sich aus an und maunzt, damit man ihm den Kopf krault.

2 Kommentare zu “Wie man einen Scheukater zum Tierarzt bekommt, und noch mal Forl

  1. Christina
    1. Januar 2016

    Wie schön, dass er soviel Vertrauen zu euch hat! Unsere scheue Katze Lilli hat zwei Jahre gebraucht, bis sie sich von Streichelhänden anfassen und neuerdings von meinem Mann auch für ein paar Sekundenbruchteile hochnehmen läßt. Aber jedes Einfangen für einen Tierarztbesuch wirft sie wieder für Wochen in einen zutiefst misstrauischen Wildkatzenmodus zurück – wir sparen uns den Tierarzt bei ihr inzwischen für ernsthafte Notfälle auf. 🙄
    Deine Einfang-Tipps werde ich mir zu Herzen nehmen, bisher versuchte ich das Handtuch immer hinter meinem Rücken zu verstecken… 😉

    LG von Christina

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    • katzenspielplatz
      1. Januar 2016

      Oh je, das ist ja unschön, wenn sie euch die Tierarztbesuche so übel nimmt. Bishop differenziert da irgendwie sehr genau. Menschen an sich sind nicht gefährlich. Nur Menschen mit Handtuch in der Hand, die sind sehr böse aus seiner Sicht. Nach dem Tierarztbesuch hat er schon die Flucht angetreten, wenn ich nur eine Stofftasche in der Hand hatte. Vllt sorgt das Nicht-Verstecken des Handtuch für diese Unterscheidung?

      Der Nachteil ist: Er sieht dann natürlich, was auf ihn zukommt, und er flüchtet mehrmals durch den Raum hin und her, bis er erschöpft ist und hechelnd in einer Ecke sitzt. Als die Frau vom Tierheim ihn so weit hatte, konnte sie das Handtuch einfach über ihn drüberlegen, er hat sich dann gar nicht mehr gerührt. Er hat mir aber sehr leid getan.

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Information

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 1. Januar 2016 von in Bishop, FORL, scheu.

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